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Dr. Susanne Sielemann

Warum Tierärztin?

…weil ich nie etwas anderes in meinem Herzen fühlte, als den Tieren helfen zu wollen und auch zu können.
Aus meinem familiären Umfeld gab es dafür kein Vorbild, dem ich nachfolgen konnte.

Mein Vater fragte einmal warum ich nicht Biologie studieren wolle, da gibt’s ja auch Tiere.

Ja, antwortete ich, aber da gibt es auch noch so viel anderes, ich will nur mit Tieren zu tun haben.

Meine Mutter habe ich noch vor kurzem interviewt: „MaMa, warum wollte ich eigentlich Tiermedizin studieren? Und sie erklärte mir ihre Beobachtungen aus der Kindheit: „ Sobald du krabbeln konntest, hast du alles an Tieren untersucht, was dir in deine kleinen Finger kam. Nicht alle haben das überlebt.“

Noch heute „entschuldige“ ich mich dafür bei den Tieren, die ich „untersuchte“.

Später habe ich ein Terrarium gehabt, in dem ich vorrübergehend zu meiner Beobachtung Eidechsen und andere Gartenbewohner beherbergte, bis ich sie wieder in die Umgebung aussetzte, aus der ich sie „entführt“ hatte.

Die Hunde, zwei rothaarige Cockerspaniel unterschiedlicher Besitzer aus der Nachbarschaft, habe ich quasi adoptiert. Im Sommer kamen sie immer von allein die zur Terrasse führende Treppe hinter dem Haus hoch.

Sie schauten, ob ich schon da sei aus der Schule. Wenn meine Mutter beim Spargelschälen draußen saß, dann sagte sie ihnen „Susanne ist nicht da“. Die Hunde guckten, drehten sich um und trotteten den gleichen Weg wieder zurück.

Die Nachbarin meiner Eltern hat mir vor kurzem erst ein damaliges Erlebnis geschildert, an das ich mich gar nicht mehr erinnert hatte. Als kleines Mädchen sei ich mutig als einzige, umgeben von mehreren Jungs, in die Sickergrube gesprungen, um eine kleine Maus zu retten, die sich darin befand. Sie sagte, dass es ihr damals bereits schon vollkommen klar war, dass ich Tierärztin werden musste.

Das alles war für mich ein selbstverständliches Miteinander mit den Tieren.

Um die Heilkunst für die Tiere professionell zu erlernen, musste ich studieren.

Heilkunst wird in Begriffsdefinitionen „als Fähigkeit und Kenntnis zu heilen“ beschrieben. Das Wort Kunst lehnt sich an das Verb „können“ an. Das Können wird durch Übung erworben und mit Wissen, Weisheit und Erkenntnissen verbunden. Das wollte ich unbedingt.

Im Studium habe ich später darum gekämpft, mir meine liebevolle Beziehungsebene des selbstverständlichen Miteinanders mit den Tieren zu bewahren. Das war herausfordernd, besonders in emotional schwierigen Umfeldern, (z.B. Operations- übungen, Schlachthofpraktikum etc.: da habe ich immer heimlich mit den Schweinen gesprochen). Ich dachte ich hätte einen Spleen.

Nein, heute weiß ich, dass ich meinen Vorbildern gemäß mein natürliches Mitgefühl gelebt habe, so wie ich es umsetzen konnte.

Der berühmte Arzt und Friedensnobelpreisträger Albert Schweitzer konnte sich seinen größten Wunsch, Tierarzt zu werden, aus gesundheitlichen Gründen nicht erfüllen.

Er formulierte einmal: „Ehrfurcht vor dem Leben bedeutet bis ins Grenzenlose erweiterte Verantwortung für alles was lebt.“

Meine Vorbilder in der Kindheit und Jugend:

Doktor Doolittle:

ich wollte so wie er mit den Tieren sprechen können, dann könnte ich ihnen viel besser helfen und wüsste immer, was sie brauchen. Die ursprünglichen Geschichten stammen aus den Kinderbüchern „Doctor Dolittle“ des Schriftstellers Hugh John Lofting, 1886 in England geboren. Die Bücher wurden zu Klassikern der Jugendliteratur.

Dr. James Herriot, echter Tierarzt aus Yorkshire, England:

ein Vorbildkollege für mich, der in seinen Tierarztassistenzjahren mit viel Humor und tiefem Mitgefühl seinen meist vierbeinigen Patienten begegnete. Seine Menschlichkeit im Umgang mit den zweibeinigen
Tierbegleitern, den Menschen, zeichnete ihn aus. Das ist zwischen den Zeilen in den Büchern dieses schriftstellerisch begabten Tierarztes wahrzunehmen.

Den meisten von Ihnen werden die Geschichten des Tierarztes Dr. James Herriot eher aus der BBC-Fernseh-Serie der späten 1970er und 1980er Jahre oder dem Spielfilm (1974) unter dem Titel „ Der Doktor und das liebe Vieh“ bekannt sein.

Franz von Assisi:

Schutzpatron der Tiere, des Naturschutzes und Italiens. Er sprach mit den Tieren, der ganzen Natur und predigte ihnen. In seinem Gebet „Sonnengesang“, welches er 1224/ 1225 verfasste, preist der Heilige Franziskus die Schöpfung und dankt Gott dafür. Durch den „Sonnengesang“ drückt er sein geschwisterliches Verhältnis zur Schöpfung aus.

Franz von Assisi hat bis heute eine Vorbildfunktion in Fragen des Mensch-Natur-Verhältnisses inne. Vertreter der ökologischen Bewegung und Kritiker der anthropozentrischen Ausrichtung kirchlicher Soziallehre sahen in Franziskus daher den Idealtyp einer beispielhaften Beziehung zwischen Mensch und Natur.

Aktualität heute:

Die Erkenntnisse des Franz von Assisi gewinnen durch die Papstwahl des Jorge Mario Kardinal Bergoglio zum Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche wieder an Bedeutung. Am 13. März 2013 zum Papst gewählt, nannte er sich von nun an nach Franz von Assisi: Papst Franziskus. (Quelle: Wikipedia: de.wikipedia.org/wiki/Franz_von_Assisi). Jetzt nach so vielen Berufsjahrzehnten rundet das für mich meine empfundene Berufung, mein berufliches Wirken als Tierärztin, Fachtierärztin für Lebensmittel, Tierärztliche Kinesiologin und Human-Heilpraktikerin ab.

Es darf sich – so Gott will – weiter entwickeln und vervollkommnen.
Soli deo gloria. Gott allein zur Ehre.

Allen wohlwollenden, hilfreichen Menschen und Tieren, die mir auf meinem Weg auf allen Ebenen begegnet sind, sage ich an dieser Stelle Danke.